23.05.2024

Neue Spielzeit 2024/25

Endlich Theater auf allen drei Bühnen
In der Spielzeit 2024/25 ist es endlich soweit: Das Theater an der Parkaue – Junges Staatstheater Berlin kann seine drei Bühnen und die neuen Werkstatträume für partizipative Angebote auf dem Gelände an der Parkaue wieder bespielen. Damit geht für die Theatermacher*innen und das junge Publikum eine lange Zeit der Ersatzspielstätten zu Ende.

Für das Intendanzduo Christina Schulz und Alexander Riemenschneider, die das Theater seit 2021 künstlerisch leiten, ist es sogar die erste Spielzeit, in der sie ein Programm für das gesamte Haus gestalten können. Insgesamt neun Premieren, darunter fünf Uraufführungen, präsentieren sie in der Spielzeit 2024/25 auf den Bühnen 1, 2 und 3. Mit Farnaz Arbabi, URSina Tossi, Lara Yilmaz, Milena Mönch, Jan Gehler und dem Kollektiv Henrike Iglesias arbeiten viele Künstler*innen zum ersten Mal an der Parkaue.

Die Premieren und Projekte der neuen Spielzeit 2024/25 öffnen die gesamte Bandbreite der darstellenden Kunst für ein junges Publikum: vom zeitgenössischen Drama und der Romanadaption über Tanz und Musiktheater bis hin zu Performance und interaktiven Inszenierungen. Dabei setzt auch die neue Spielzeit auf Geschichten, die die dringlichen Fragen der jungen Generationen aufgreifen und direkt von uns und unserer heutigen Gesellschaft erzählen.

Saisonauftakt mit Regisseurin Farnaz Arbabi und Auftragswerken von Athena Farrokhzad und Martin Heckmanns

Zum Saisonauftakt inszeniert die iranisch-schwedische Regisseurin Farnaz Arbabi, die in Stockholm das europaweit renommierte Kinder- und Jugendtheater Unga Klara leitet, die Uraufführung „Antigones Vermächtnis“ (15+). AlsAuftragswerk für die Parkauegeschrieben,geht die mehrfach ausgezeichnete Autorin Athena Farrokhzad darin der Frage nach, wie aus dem Handeln einer Einzelnen eine politische Bewegung entstehen kann. Premiere ist am 6. November auf der Bühne 2.

Zur Eröffnung der Bühne 1 am 16. November holt Co-Intendant und Regisseur Alexander Riemenschneider das Bilderbuch „Wazn Teez?“ (6+) von Carson Ellis auf die Bühne. Die charmante Geschichte über eine Insektenschar und die vier Jahreszeiten inszeniert er als ein großes Familienmusical mit einer gehörigen Portion Zirkus. Der Text stammt von Martin Heckmanns, der als Sprachakrobat bereits mehrfach für seine Stücke ausgezeichnet wurde und nun die lautmalerische Fantasiesprache von Carson Ellis für die Parkaue weiterentwickelt.

Den Wiedereinzug in das große Haus mit seinen Bühnen, Studios und Werkstätten feiert das Theater an der Parkaue am 23. November mit „Open House – Remmidemmi in der Parkaue“ und öffnet das gesamte Haus von den Foyers bis unters Dach mit Musik und Zauberei, Tanz und Performance für alle Berliner*innen.

Feministisches Theaterkollektiv Henrike Iglesias arbeitet mit jungen Berliner*innen auf der großen Bühne

Im dritten Jahr in Folge lädt das Theater an der Parkaue junge Berliner*innen ein, eine Inszenierung fürs Repertoire zu entwickeln. Hier geht es um ihre Themen und ihre Stimmen, hier stehen sie selbst auf der Bühne. In der Spielzeit 2024/25 wird diese partizipative Produktion erstmals auf der großen Bühne 1 zur Premiere kommen. Kollaborativ mit den jungen Performer*innen entwickelt das feministische Theaterkollektiv Henrike Iglesias mit „Newsroom“ (12+) eine DIY-(Do-It-Yourself)- und DIT-(Do-It-Together)-Nachrichten­sendung, bei der das Publikum live über den Verlauf der Performance abstimmen kann.

Ein Ort für zeitgenössische Theatersprachen und politische Erzählungen

Im Januar 2025 können sich Familien und Kita-Gruppen auf die musikalische Stückentwicklung „leuchtend, klein, zitronensauer“ (3+) freuen,in der diejunge Musiktheaterregisseurin Lara Yilmaz mit Klängen und Musik vom Vermissen erzählt. Die interaktive Inszenierung kommt als Relaxed Performance im neuen Studio 2 zur Premiere und reist als mobile Produktion auch durch die Berliner Kitas.

Die schwedische Autorin Frida Nilsson gilt als die neue Astrid Lindgren und hat mit „Sasja und das Reich jenseits des Meeres“ (10+) eine große Abenteuergeschichte geschrieben, deren Uraufführung wir zeigen. Darin macht sich der Junge Sasja gemeinsam mit drei Freund*innen auf die Suche nach seiner Mutter, die auf einem großen Schiff mit silbernen Segeln vom Tod entführt wurde. Doch im titelgebenden Reich jenseits des Meeres ist alles anders als erwartet. Regisseur Jan Gehler macht aus der spannenden Geschichte über Freundschaft und Familie ein Theatererlebnis für Groß und Klein, Premiere ist im Februar auf der Bühne 1.

Die autofiktionale Graphic Novel „Scheiblettenkind“ (14+) von Eva Müller wurde bei ihrem Erscheinen 2022 als berührende Coming-of-Age-Geschichte und politische Auseinander­setzung mit Klassismus gefeiert. Regisseurin Babett Grube, die an der Parkaue bereits das queere Jugendstück „Beautiful Thing“ (14+) inszenierte, adaptiert den Comic nun erstmals für die Bühne. Die Uraufführung findet im März auf der Bühne 3 statt.

Choreograf*in URSina Tossi erforscht seit mehreren Jahren, wie Barrierefreiheit künstlerisch umgesetzt werden kann und verbindet dabei u. a. zeitgenössischen Tanz und Audiodeskription. Nachdem ihr Tanzstück „Fux“ (8+) erfolgreich als Gastspiel auf der Bühne 3 zu sehen war, bringt sie nun den modernen Klassiker „Die Nashörner“ (14+) von Eugène Ionesco auf die Bühne – als Tanzstück mit künstlerisch integrierter Audiodeskription.

Wie gestalten wir unser Zusammenleben? – Dieser Frage geht der belgische Theatermacher Gregory Caers in seiner neuen Inszenierung für Kinder nach, die als Relaxed Performance konzipiert ist. In „Mensch“ (10+), so der Titel, untersucht er mit absurd-fantastischen Bildern, viel Humor und wenigen Worten, welche Regeln und Normen unsere Gesellschaft bestimmen.

Zum Abschluss der Spielzeit im Juni 2025 wird in Kooperation mit dem Retzhofer Dramapreis die Uraufführung „Space Explorers“ (8+) von Rinus Silzle gezeigt. Darin erwachen Actionfiguren per Bluetooth zum Leben und stellen sich den Kindern Alina und Finn als digitale Freun*innen vor. Inszeniert wird die spielerische Geschichte über reale und virtuelle Freundschaft von der jungen Regisseurin Milena Mönch, die zum ersten Mal am Theater an der Parkaue arbeitet.

Als Übernahme-Premieren nehmen wir außerdem Alexander Riemenschneiders Inszenierung von „Tschick“ (14+) nach dem Roman von Wolfgang Herrndorf und das interaktive Klassenzimmerstück „Raumrauschen“ von Matin Soofipour Omam in den Spielplan auf.

Der neue Berliner Stückepreis für junges Publikum

Texte für ein vielstimmiges Kinder- und Jugendtheater stehen im Zentrum einer neuen Autor*innen-Förderung, die das Theater an der Parkaue im Auftrag des Landes Berlin auslobt: Der Berliner Stückepreis für junges Publikum fördert zeitgenössische Theaterstücke, die nach neuen Narrativen suchen und sich mit den Lebensrealitäten junger Menschen in einer diversen Stadtgesellschaft auseinandersetzen. Im Dezember wird der Preis erstmals verliehen – mit szenischen Lesungen, Diskursformaten und Raum für den Austausch mit den Autor*innen und dem jungen Publikum.

Mitmachen und junge Perspektiven

Als Junges Staatstheater Berlin öffnen wir Gestaltungsräume, in denen junge Menschen ihren eigenen künstlerischen Ausdruck finden können, u. a. mit Spielclubs, Workshops und Ferienwerkstätten. Insgesamt wird es sechs Spielclubs geben, darunter den Dramaclub, den inklusiven Kinderclub und einen Podcast-Club, der sich generationsübergreifend mit Fragen der ostdeutschen Vergangenheit und der Jugend in der Wendezeit auseinandersetzt.

Im Rahmen der senatsgeförderten Berliner Jugendkulturinitiative entwickeln Jugendliche und junge Erwachsene mit „Studio REALTALK“ ein eigenes Showformat, das in Zusammenarbeit mit lokalen Akteur*innen aus der Jugendarbeit durch Hellersdorf tourt. Sie sprechen über das, was dringlich ist: über Schulstress und den gesellschaftlichen Rechtsruck, über steigende Preise und Chancengleichheit, über Mitbestimmung und Demokratie.

Zum Abschluss der Spielzeit 2024/25 kuratiert und organisiert der Kinder- und Jugendbeirat ein Festival mit allen partizipativen Projekten der Spielzeit.

Das Theater öffnen: Inklusion und Theater

Seit dem Residenzprogramm „Ich kann mir alles vorstellen“ in den vergangenen zwei Spielzeiten, u. a. in Kooperation mit dem Theater Hora, dem Hamburger Ensemble Meine Damen und Herren und dem Berliner Theater Thikwa beschäftigt sich das Theater an der Parkaue kontinuierlich mit Fragen von Barrierefreiheit und inklusiver Kunst für junges Publikum. Deshalb freuen wir uns besonders, dass NO LIMITS, Deutschlands größtes und wichtigstes Festival für Disability und Performing Arts, für seine 11. Festivalausgabe im November mit uns kooperiert.

In der neuen Spielzeit 2024/25 wird es wieder regelmäßig Vorstellungen mit Audiodeskription für blinde und sehbehinderte Menschen geben. Dazu bringen wir mit „Die Nashörner“ nach Eugène Ionesco erstmals ein Tanzstück mit künstlerisch integrierter Audiodeskription heraus. Zwei der neun Premieren sind Relaxed Performances, die sich u. a. an Menschen mit Lernschwierigkeiten oder aus dem autistischen Spektrum richten – und als Theaterform für kleine Kinder besonders geeignet sind, wie in der Kita-Produktion „leuchtend, klein, zitronensauer“ (3+). Fortgeführt wird der inklusive Spielclub, in dem sich seit zwei Jahren behinderte und nichtbehinderte Kinder und Jugendliche im Theater ausprobieren.

Festivals, Kooperationen und Reihen

Neben der Zusammenarbeit mit dem NO LIMITS-Festival kooperieren wir mit dem Internationalen Literaturfestival Berlin und laden zu Lesungen und Workshops für Schulklassen ein. Fortgesetzt werden die Kooperationen mit dem Purple – Tanzfestival für junges Publikum und dem Festival Augenblick mal!, das 2025 als biennales Theatertreffen für junges Publikum wieder in Berlin stattfindet.

Die Bühne 3 verwandelt sich für die Reihe „Zusammen am Tisch“ in eine diskussionsfreudige und intergenerative Tischgesellschaft. Fortgesetzt wird die Programmreihe „Schubladen auf!“, die in Kooperation mit dem Kinder- und Jugendtheaterzentrum in der Bundesrepublik Deutschland zeitgenössische Texte für junges Publikum präsentiert.

Ab dem Frühsommer 2024 beschäftigt sich das Theater an der Parkaue mit Fragen der klimaneutralen Theaterarbeit und erprobt neue Wege der ökologischen Nachhaltigkeit im Theaterbetrieb, u. a. durch einen Spielclub, Residenzformate und eine Nachhaltigkeits-AG. Das Projekt „Zukunftslabor Parkaue“ wird gefördert im Programm „Zero – Klimaneutrale Kunst- und Kulturprojekte“ der Kulturstiftung des Bundes.

Diversitätsorientierter Organisationsprozess für ein zukunftsfähiges Theater

Relevantes Kinder- und Jugendtheater in Berlin zu machen, das heißt auch und vielleicht sogar vor allem: die Diversität der Stadt sichtbar und erfahrbar zu machen – im Programm, im Publikum und im Personal. Seit Beginn der Co-Intendanz von Christina Schulz und Alexander Riemenschneider 2021/22 beschäftigt sich das Theater an der Parkaue kontinuierlich mit Fragen der Diversitätsentwicklung, u. a. im Rahmen einer Förderung im Programm „360° – Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft“ der Kulturstiftung des Bundes und im neuen Modellförderprogramm „Diversitätsoffensive“ des Berliner Senats.

Darauf aufbauend startete das Theater im Herbst 2023 einen diversitätssensiblen Organisationsentwicklungsprozess. Begleitet durch die drei externen Berater*innen Angelo Camufingo, Melanelle B. C. Hémêfa und Gośka Soluch beschäftigen sich die Theaterleitung und alle Mitarbeiter*innen mit internen Arbeitsprozessen, diskriminierungssensiblen Kommunikationsweisen und der Entwicklung eines Leitbildes. Der Prozess ist partizipativ und auf insgesamt drei Jahre angelegt.

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